08. März

Kommt euch das ganze nicht auch etwas albern vor? Etwas verschoben? Ein klein bisschen Merkwürdig? Scheinbar ein ausgeklügeltes System, anscheinend ein substanzloses menschliches Konstrukt, das uns Schranken setzt, uns mit Zäunen umzingelt, die uns einengen.
Wir haben uns eine Welt erschaffen, die zum Teil eine einzige Illusion ist. Wir jagen in unseren Rollenbildern materiellen Dingen hinterher, um uns zu profilieren. Beschäftigen uns mit Fernsehserien, weil unser eigenes Leben zu wenig hergibt.  Nebenbei kleben wir an unseren Smartphones, statt an wahrhaftigen Beziehungen, für die wir so oft keine Geduld mehr haben; für die wir selbst zu farblos geworden sind, durch das Nacheifern unechter Vorbilder auf entseelten Plattformen im Internet. Was für Persönlichkeiten sollen nur entstehen unter der Dauerberieselung von Idealtypen, denen wir häufig im Normalfall gar nicht entsprechen können? Was für Individuen sollen sich nur entwickeln, wenn alles darauf ausgelegt ist einander zu gleichen?

Oft bin ich so tief darin verstrickt, dass es mir gar nicht mehr auffällt. Mir scheint es richtungsgebend, sicher, einfach und vor allem so normal, doch manchmal wache ich aus dieser Blase auf. Meistens wenn ich ganz nah bei mir bin, nah an Mutter Erde, am Universum, an der uns all umgebenden Energie, aus der wir alle entspringen, zu der wir alle zurückkehren und wieder Eins werden.
Genau dann erschüttert mich die Tatsache in was für verstrickten Mustern ich mich bewege, was für Lichtern ich folge und was mein Leben leitet und mich erfüllt. Erfüllt von einem Stück Watte. Scheint viel, ist aber wenig. Somit fühle ich mich manchmal erfüllt, bin in Wahrheit aber nur gefüllt.
Gefüllt mit Belanglosigkeiten, gefüllt mit Plastik, gefüllt von einem Druck immer mehr sein zu müssen, anders sein zu müssen, mehr besitzen zu müssen.
Ich will von anderen Gründen durchs Leben getragen werden, andere Ziele verfolgen, als lediglich bestmöglich zu arbeiten, um am Ende noch mehr zu konsumieren - Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr - immer wieder von vorne.
Nüchtern betrachtet hat dieser Kreislauf nichts mit mir, meinem Inneren, meinem Lebensweg und meiner Existenz zu tun. Eher legt er meine intrinsische Motivation dem Leben und all seiner Schönheit gegenüber still, sodass ich händeringend dafür sogen musste, neben all dem Schein das Sein überhaupt identifizieren zu können. Solange ich diese Erkenntnis nicht aus den Augen verliere, die Dinge differenziert in Augenschein nehmen und mich nur mit mir selbst vergleiche, kann ich persönlich immer wieder zu mir, meiner Wahrhaftigkeit und meinem eigenen Willen finden. An diesem Punkt angekommen, verbreitet sich ein Gefühl des Urvertrauens, welches einem jede Kraft gibt, die es benötigt, um bei sich zu bleiben.