Tierisch lecker oder einfach nur krank?

Ich stehe im Einkaufsladen an der Kasse und betrachte die Ausbeute meiner Mitmenschen: Fleisch, Fisch, Butter, Käse, Joghurt, Milch, Quark, Wurst, Eier, noch mehr Milch und andere notwendige Dinge, die Deutschlands Kühlschränke füllen. Ich laufe durch die Stadt und gucke mir die Menschen an: Ich sehe dicke Menschen, Menschen mit Akne, Menschen mit einfachen Hautunreinheiten und noch mehr übergewichtige Menschen. Ich lese einen Artikel: Herzkreislauferkrankungen seien die führenden Todesuhrsachen in Deutschland und verursachten rund 40% aller Sterbefälle. Ich gucke Fernsehen, lese Zeitschriften, betrachte Plakatwände und lese folgendes: „Milch ist meine Stärke“, „Unsere Milch macht Bayern stark“, „Fisch macht sexy“ und in den 50er Jahren waren es Alliterationen wie „Milch macht müde Männer munter“. Doch entspricht es wirklich der Wahrheit, was mir die Medienlandschaft sagt oder ist das nur eine weitere Lüge der Lebensmittelindustrie?

Seit klein auf wird uns vermittelt, dass Milch unsere Knochen stärkt, Fleisch uns Power bringt und die Omega-3-Fettsäuren im Fisch das Beste sind, was wir bekommen können. Inzwischen gibt es jedoch etliche Studien, die aufzeigen, dass Milch unseren Knochen im Endeffekt das Kalzium entzieht und somit Osteoporose und Knochenbrüche fördert. In Deutschland haben wir einen Pro-Kopf-Konsum von Frischmilcherzeugnissen von circa 90 kg jährlich und sind somit eines der Länder mit dem höchsten Michkonsum und trotzdem ist die Osteoporoserate bei uns viel höher, als in Ländern mit niedrigerem Milchkonsum. Komisch, das dachte ich mir auch, als ich davon in einer Dokumentation hörte. Doch nach ein paar Recherchen stieß ich auf einen Artikel von Dr. med. Ernst Walter Heinricht. Er erklärt, dass das Kalzium aus der Milch von unserem Körper nicht so gut aufgenommen werden könne, wie zum Beispiel das Kalzium aus Brokkoli. Außerdem habe Tiereiweiß einen hohen Gehalt an schwefehaltigen Aminosäuren, was zu einem Kalziumverlust über die Nieren führe und somit unsere Knochen schwäche. Wie ich selbst gemerkt habe, stehen auch Hautunreinheiten oder sogar Akne im Zusammenhang mit Milchprodukten. Seit dem ich keine tierischen Produkte mehr konsumiere, hat sich mein gesamtes Hautbild verbessert. Insgesamt höre ich oft von Menschen, dass sie genau aus diesem Grund zu Milchalternativen, wie Reis- oder Sojamilch greifen.

Und wie sieht es mit dem Verzehr von Fleisch aus? Laut meiner Großmutter sollte ich nach einem Jahr „fleischfrei“ total geschwächt sein – bin ich nicht. Ich bin fit wie ein Turnschuh. Habe mich noch nie so wach und energiegeladen gefühlt. Doch warum? Fleischverzehr kann zu einem erhöhten Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Arteriosklerose und anderen Herzkreislauferkrankungen führen: Stichwort Herzinfarkt und Schlaganfall. Es ist aber nicht nur das Fleisch alleine, es sind die tierischen Fette und Proteine insgesamt, die uns zu einer Gesellschaft machen, in der mehr als die Hälfte der Menschen übergewichtig sind. Adipositas und Diabetes sind die „Topseller“, für die wir in Form von Schnitzel mit Pommes sogar Geld bezahlen. Da würde so einer jetzt denken, die perfekte Alternative sei Fisch, weil die wertvollen Omega-3-Fettsäuren das Krebsrisiko mindern, was andere tierische Produkte wiederum erhöhen. Doch auch der gute Fisch enthält, dank unserer ach so naturbewussten Gesellschaft, Giftstoffe. Zwar ist noch nicht klar, inwiefern uns diese Giftstoffe schaden, aber die Vorstellung von toxischen Schadstoffen, wie Dioxin im Fischfett, lässt bei mir nicht das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Uns sollte eher das Wasser im Mund zusammenlaufen, wenn wir an frisches Gemüse und unverarbeitete Lebensmittel denken. Lebensmittel, die uns Energie geben. Damit meine ich keinen mit Vitamin B12 angereicherten Energiedrink. Denn Vitamin B12 ist das einzige Vitamin, welches wir in hoher Dosierung nur in tierischen Produkten finden. Daraufhin höre ich oft: „Die vegane Ernährung kann doch nicht gesund sein. Sie verlangt nach Nahrungsergänzungsmitteln.“ Doch dieser Fakt sollte einen nicht von einer gesünderen und belebenderen Ernährungsweise abhalten, denn unsere Nutztiere werden sogar extra mit diesem und anderen Vitaminen vollgepumpt. Und wie wir alle wissen ist es nicht nur ein nettes Vitamin, das unsere Tiere bekommen, um uns besser zu gefallen, sondern auch Antibiotika und andere giftige Stoffe, die nicht nur den Tieren, sondern auch uns schaden.

All das war mir viele Jahre nicht bewusst. Ich aß Fleisch und Käse und nahm von Jahr zu Jahr mehr zu. Ich hatte Bauchschmerzen, litt unter ständiger Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Ich bekam regelmäßig Ekzeme in meinen Armbeugen, Kniekehlen und bei sehr hohem Milchkonsum auch einen Ausschlag im Gesicht.

Nachdem ich mich dazu entschied, mein Leben in die Hand zu nehmen und auf eine bessere Ernährung zu bauen, änderte sich alles rasant. Ich aß erst einen Monat vegan und aus einem Monat wurden mehrere mit zunächst vielen Ausnahmen. Natürlich hatte ich ständig Gelüste nach Fleisch und vor allem nach Käse, doch ich konnte dieses Leid, das den Tieren angetan wird, nicht mehr unterstützen. Hinter das Zeitalter „Massentierhaltung“ konnte ich mich nicht mehr mit gutem Gewissen stellen. Auch wenn unsere „Freunde“ tierisch lecker sind, ist unser übergeordnetes Verhalten ihnen gegenüber einfach nur krankhaft und alles andere als menschlich. Denn wir als Menschen haben immer die Wahl. Durch unsere Fähigkeit ethisch und moralisch handeln zu können, sind wir nie dazu gezwungen ein Lebewesen zu töten, auch wenn wir es zum Fressen gerne haben. Trotzdem tun wir dies, meist sogar ohne Gewissenbisse, auch weil das verarbeitete Fleisch meist gar nicht mehr wie ein Tier aussieht, obwohl es sogar oft in Teddybärform auf unserem Toastbrot landet. Die Karikatur von Stereo bringt dieses Vergessen gut zum Ausdruck. Die Karikatur zeigt eine Frau vor der Fleischtheke, die der Verkäuferin von dem Tod von ein paar Storchenbabys berichtet. Die Verkäuferin ist schockiert, doch fragt im nächsten Moment, ob es noch mehr Kalbsfleisch sein dürfe. Für die Storchenbabys, die durch einen Unfalltod starben, wird Mitleid entwickelt. Für die Tiere hinter der Fleischtheke nicht, denn diese sind für uns meist nur noch ein Konsumgut und somit so wertlos, dass wir eine Packung voller Leid schon unter einem Euro bekommen. Da das Karma aber immer präsent ist, und man erntet was man sät, macht uns dieses Agieren buchstäblich krank.

Heute ist der Umschwung meiner Ernährung über ein Jahr her. Ich verlor unter anderem 15 Kilogramm Lebendgewicht. Viel fundamentaler ist jedoch, dass ich motivierter und bewusster durch mein Leben gehe. Mit meiner Ernährungsumstellung änderte sich nicht nur mein gesundheitlicher und psychischer Zustand, sondern auch meine Sicht auf die Dinge: Denn die vegane Ernährung ist nicht nur wohltuend für den Körper, die Psyche und unsere Mitbewohner, die Tiere, sondern auch für unser Klima, unsere Umwelt und den Welthunger.

Und dies soll lediglich nur ein Appell an unsere Gesellschaft sein. Denn eine Gesellschaft verlangt sich weiterzuentwickeln und Weiterentwicklung in der heutigen Zeit sollte nicht über Leichen gehen. Also sage ich nur, wie unser Vorzeigeveganer Attilla Hildman sagen würde: „Vegan for fun“, „Vegan for fit“, und „Vegan for youth“.